0

Am japanischen Meer, durch die Alpen zurück nach Izu

Japan-Rundreise im Camper 2.0

Japan Roadtrip im Camper Van

Nachdem wir mit Hiroshima den westlichsten Punkt unserer Japan-Rundreise erreicht haben, reisen wir in Richtung Norden, hin zum Japanischen Meer, weiter. Diesen Teil Japans kennen wir noch gar nicht und sind umso gespannter. Der Weg an die Nordküste ist schön, es wird immer bergiger und ländlicher, wir fahren durch dichten, im Nebel liegenden Urwald, durch viele lange Tunnel. Erst am Abend erreichen wir unser Ziel, einen Rastplatz am Meer. Es wird eine ruhige Nacht, auch wenn der starke Regen lauthals auf unser Camperdach prasselt.

Roadtrip mit dem Camper in Japan
Regnerischer Stellplatz an der Nordküste

Leider hat sich das Wetter auch am nächsten Morgen nicht geändert. Immer noch starker Regen und überall Pfützen. Zumindest schließt uns ein älterer Herr, der wohl für diesen Rastplatz zuständig ist, die Duschen auf. An Strandtag ist heute nicht zu denken, also fahren wir direkt weiter in die Küste entlang, nun wieder in Richtung zurück nach Narita, wo wir unseren Camper in schon einer Woche wieder abgeben werden. Unser heutiges Ziel ist die riesige Sanddüne bei Tottori, ungefähr 3 1/2 Stunden Fahrtzeit entfernt. Nachdem wir die letzten Tage ziemlich viele Kilometer gefressen und dabei unglaublich viel Toll bezahlt haben, entscheiden wir uns heute für die gebührenfreie Strecke, die zudem immer an der Küste entlangführt. Eine sehr schöne Strecke. Zwischendurch halten zufällig an einem Michi-no-Eki am Mount Daisen, wo wir eine heiße Quelle als konstenfreies Fußbad vorfinden. Das lassen wir uns natürlich nicht entgehen.

Als nächstes halten wir an einem Michi-no-Eki mit nettem Laden und Restaurant. Wir haben Hunger und trauen uns, einfach vier Gerichte von der Karte zu bestellen. Wir haben Glück. Das Essen kommt schnell und ist sehr lecker. Wasser (heiß und kalt) und Tee gibt es umsonst. Daneben haben viele Michi-no-Ekis kleine Läden, die regionale Produkte verkaufen, praktisch, wenn man kleine Snacks oder hübsche Souvenirs sucht.

Roadtrip mit dem Camper in Japan
Fußbad am Michi-no-Eki
Roadtrip mit dem Camper in Japan
Mittagsmenü

Die Sanddüne ist imposant. Im Sommer, der auch hier offenbar erst mit den japanischen Sommerferien am 15. Juli beginnt, ist es hier rappelvoll und man kann sogar auf Kamelen durch diese Sahara-Landschaft reiten. Nun haben wir auch diese Sehenswürdigkeit fast ganz für uns allein. Ein paar japanische Touristen, die alle mit Schuhen durch den Sand laufen, selbst Kinder, sonst ist hier niemand. Wir stapfen auf und ab und rennen dann in vollem Tempo die Düne hinab bis zum Meer. Leider darf man hier nicht schwimmen, worauf verschiedene Verbotsschilder hinweisen. Übrigens auch strengstens verboten: Sandgraffitti, also bloß nicht euren Namen in den Sand schreiben! Das Wetter und der zu dieser Jahreszeit noch unaufgeräumte Strand laden allerdings ohnehin noch nicht wirklich zum Baden ein. Die Brandung ist stark und es macht Spaß, zumindest mit den Beinen darin einzutauchen. Am Visitors Centre, das bei unserer Rückkehr gegen 18:00 Uhr natürlich schon längst geschlossen hat, so wie das Allermeiste in Japan pünktlich mit dem Feierabendgong um 17:00 Uhr schließt, ist für alles gesorgt. Mithilfe der praktischen Fußduschen befreien wir Beine und Füße vom Sand und können unsere Fahrt sauber fortsetzen.

Sanddüne von Tottori Japan
Sanddüne bei Tottori
Sanddüne bei Tottori
Sanddüne
Sanddüne bei Tottori
Sanddüne mit kleiner Oase
Sanddüne bei Tottori
Düne am Meer
Sanddüne bei Tottori
Düne am Meer

Zum Abschluss des Tages wollen wir uns noch die als eine der schönsten Küsten Japans angepriesene, felsige Uradome-Küste anschauen und dort einen Schlafplatz suchen. Im mittlerweile wieder strömenden Dauerregen (auf der Sanddüne hatten wir Glück!) finden wir einen kleinen Stellplatz mit traumhaften Sicht (bei schönem Wetter im Hellen). Allerdings auch ein Schild „No Camping“ und sind uns unsicher, ob das auch uns im Camper betrifft. Außer uns steht hier niemand. Also fahren wir lieber weiter. Unser Abendessen haben wir heute übrigens sehr stilvoll im Familiy Mart eingenommen. Dort gibt es in vielen Läden (auch der anderen Convini-Ketten) eine kleine Sitzecke, wo wir in einer Reihe an einer kleinen Theke zu Abend essen. Besser als im Camper!

Wir finden einen nahen Michi-no-Eki und richten den Camper gerade zum Schlafen her, als plötzlich ein schriller Alarm ertönt und ein penetrantes rotes Licht am Toilettenhäuschen blinkt. Alarm in der Herrentoilette, wo sich unsere Jungs gerade bettfertig machen. Irgendwann musste es passieren, dass einer von uns auf den falschen von einer Vielzahl an Knöpfen neben dem Klo drückt. Dass der Flush-Knopf niemals orange ist, weiß Mato jetzt auch. Doch was machen wir jetzt? Niemand kommt, um den Alarm auszuschalten. Die Dame im Lawson spricht kein Englisch. Selbst können wir den Alarm nicht stoppen. Also nochmal alle ins Auto und im Stockfinstern weitergefahren zum nächsten Michi-no-Eki gefahren, ein Stück weiter die Küste gen Osten. In Deutschland ist es nachts nirgendwo so dunkel wie in Japan, ich wüsste jedenfalls nicht, wo.

Hier schlafen wir gut, auch wenn der Camper etwas nach nassem Hund müffelt, mit all den nassen Sachen, die wir mittlerweile darin herumschleppen. Wir frühstücken auf dem Bordstein. Ein anderer Camper hat die Markise seines Toyota Hiace (der japanische VW-Bus) vergessen einzufahren, fährt aber schon los. Andi rennt hinterher und gibt ihn ein Zeichen. Der Man parkt, kommt zu uns, bedankt sich tausend Mal mit Verbeugung und Handschlag bei uns beiden. Japaner sind einfach super freundlich und höflich und uns dämmert schon, wie fürchterlich unfreundlich, rau und egoistisch uns die Leute zuhause wieder vorkommen werden.

Wir machen einen Abstecher in einen Haushaltsladen, weil wir neue Klammern für das Moskitonetz brauchen. Daneben ist ein unfassbar aufgeräumter und perfekt sortierter 2nd Hand Laden, in dem wir uns auch einmal umschauen.

Weiter geht es die Küste entlang. Heute stehen zwei weitere Traumstrände beziehungsweise Lagunen auf dem Programm. Die erste ist der kleinere Shotenkyo Beach. Im Sommer (ja, richtig, heute, am 9. Juli ist immer noch keine Saison!) sicherlich hübsch, jetzt eher trostlos. Wir essen an einem Holztisch, der zum Glück überdacht ist. So haben wir wenigstens etwas Regenschutz. Danach laufen wir ein bisschen den Strand entlang. Außer ein paar Surfanfängern, die in den hiesigen Miniwellen erste Versuche unternehmen, haben wir den momentan noch unaufgeräumten Strand für uns allein. Außer massenhaft Plastik wird hier auch einiges anderes angeschwemmt, mitunter eine Riesenkröte, wie wir sie schon einmal auf Izu entdeckt haben. Lange bleiben wir nicht, der Regen wird einfach wieder zu stark. Außerdem muss unser Ältester muss mal auf Toilette, und das Klohäuschen am Strand ist wirklich nicht zu empfehlen (in der Hauptsaison wird sicher auch das hergerichtet).

Shotenkyo Beach Japan
Verregneter Shotenkyo Beach

Etwas frustriert ziehen wir weiter. Strandurlaub im Regen im Camper macht nicht allzu viel Freude. Am nächsten Strand haben wir mehr Glück, kurze Regenpause. Die Lagune Amanohashidate gilt als einer der drei schönsten Orte ganz Japans. Auf der einen Seite Strand, auf der anderen Seite Kiefernwald, das ganze kilometerweit. Über uns kreisen riesige Raubvögel, aus dem Meer springen Fische hoch. Ein paar Tempel gibt es auf der Lagune ebenfalls zu besichtigen. Und leckeres Softeis zu essen (Softies schmeckt in Japan viel besser als zuhause!).

Amanohashidate Japan
Eine Brücke führt auf die Landzunge
Amanohashidate Japan
Fußweg über die schmale Landzunge
Amanohashidate Japan
Amanohashidate bei Regen

Am Abend suchen wir uns einen nahen Michi-no-Eki. Hier hat zwar schon wieder alles zu (klar, es ist ja auch schon fast 20:00 Uhr). Dafür gibt es eine klimatisierte „Lounge“, in der wir uns zum (mitgebrachten) Essen und Spielen niederlassen.

Am kommenden Tag haben wir Glück. Die Regenzeit (eigentlich im Juni) scheint endlich vorbei zu sein. Dank der Sonne auf dem Camperdach stehen wir heute schon etwas früher auf. Das ist ein Vorteil des Regens: Es wird weniger heiß in Camper. Allerdings nur, wenn es nicht so stark regnet, dass man alle Fenster und Türen schließen muss, denn dann wird es doch sehr heiß und stickig. Wir haben also noch den ganzen Tag vor uns und es soll ein Strandtag werden. Die Küste in der Gegend um Takahama ist wunderschön mit vielen tollen Stränden und kleinen Buchten. Wir starten bei der kleinen Bucht mit dem charakteristischen Felsenfenster, der Meikyōdō Cave. Die Bucht ist sehr idyllisch und wir haben sie ganz für uns allein. Über uns kreisen riesige Raubvögel. Wir klettern ein wenig in der felsigen Bucht umher (aber Vorsicht: Seeigel!), sie ist wirklich schön.

Meikyōdō Cave Japan
Meikyōdō Cave

Als Strand zum Baden haben wir uns den nahen Wakasahawa Beach ausgeguckt. Hier sind außer uns noch ein paar andere Badegäste, insgesamt ist es aber auch hier noch sehr leer und entspannt. Parkgebühren müsst ihr trotzdem berappen, sie halten sich aber in Grenzen (der Yen steht gerade gut für uns). Die Bucht ist sehr schön zum Schwimmen, Tauchen und im Wasser spielen. Wir finden viele Seesterne unter Wasser. Milan kauft sich in einer Strandbude (hier hat zum Glück schon einiges geöffnet) eine Taucherbrille, seine hat er vergessen. Ich schwimme ein bisschen die Bucht entlang. Plötzlich ertönt eine laute Durchsage. Die weibliche Stimme klingt zwar nicht alarmierend. Andererseits zieht sich der Himmel gerade ziemlich zu und es könnte eine Gewitterwarnung sein. Lieber schwimme ich schnell zum Strand. Ein Grüppchen junger Japaner und Japanerinnen kommt mir entgegen. Ich habe schon gelernt, nicht erst zu fragen, ob jemand Englisch spricht, denn das wird eigentlich immer verneint. Wenn man einfach drauf los fragt, kommt aber meistens eine Antwort, wenn auch in rudimentärem Englisch oder zur Not auch mit Händen und Füßen. So erfahre ich, dass es keine Gefahrenmeldung war. „Go swimming!“, lacht mich die junge Frau an und das mache ich auch.

Mittags kehren wir in eine der Strandbuden ein. Dank Google Translate verstehen wir auch die Speisekarte und bestellen Takoyaki, Udon Nudeln, Rindfleischsuppe und Rindfleisch mit Reis, alles sehr lecker und mit Blick aufs Meer. Sobald es ein paar Tropfen zu regnen beginnt, bringt uns der Gastgeber einen Regenschirm. Wie immer, sehr höflich und zuvorkommend.

Jetzt haben die Jungs die Plastikdonuts entdeckt, die man hier ausleihen kann. Muss sein. Damit dümpeln und spielen sie im Meer. Wir spielen noch etwas Fußball, Beachball und machen ein Wettrennen am Strand (Milan gewinnt). Ab und zu regnet es etwas, was aber eher angenehm als störend ist. Ich komme hier sogar mal zum Lesen am Strand. So vergeht der Tag schnell.

Wakasahawa Beach Japan
Wakasahawa Beach
Wakasahawa Beach Japan
Mittagessen in der Strandbar

Am Nachmittag brechen wir nach einer Dusche in der Strandbude, die wir schon vom Mittagessen und Donutausleihen kennen, auf und ziehen weiter die Westküste hinauf in Richtung Norden. Wir machen noch etwas Strecke bis kurz vor Kanazawa.

Am nächsten Tag wollen wir mal wieder waschen und finden einen Waschsalon ganz in der Nähe des Kanazawa Castles und Schlossparks. Während unsere Wäsche wäscht und trocknet, schauen wir uns den wunderschönen Park und das Schloss (von außen) an, sehr liebevoll angelegt und weitläufig, außergewöhnliche Blumen und Bäume, verschiedene Aussichtspunkte und Schreine. Auch die Altstadt mit ihren historischen Holzgebäuden und vielen Teehäusern ist einen Besuch wert.

Burg von Kanazawa in Japan
Burg von Kanazawa
Burg von Kanazawa in Japan
Burgmauer
Burg von Kanazawa in Japan
Burgtor
Altstadt von Kanazawa in Japan
Altstadt mit Teehäusern
Altstadt von Kanazawa in Japan
Gassen in der Altstadt
Altstadt von Kanazawa in Japan
Altstadt von Kanazawa

Von Kanazawa ist es nicht mehr weit bis zum Chirihama Beach, besser bekannt als 9 Miles Beach. Hier haben wir vor 7 Jahren auf dem befahrbaren Strand übernachtet und im flachen Wasser, das uns an die Ostsee erinnert hat, gebadet. Heute sieht der Strand anders aus, wilder, höhere Wellen, es ist Flut und windet ganz schön. Wir parken auf dem Strand, bauen Tisch und Stühle auf, essen erstmal etwas zu Mittag. Mato und ich stürzen uns in die Wellen, der kranke Milan ruht sich im Wagen aus, Andi lässt die Drohne steigen. Danach spielen Mat und Andi noch etwas Fußball, ich laufe etwas die ewig lange Bucht entlang.

Diesmal trauen wir uns angesichts der Wettervorhersage und des wieder auflebenden Windes und beginnenden Regens nicht, über Nacht am Strand zu bleiben, sondern fahren weiter bis zum nächsten Rastplatz. Hier spielen Mato und ich noch etwas Beachball. Dann schlafen wir gut.

Chirihama Beach in Japan
Chirihama Beach
Chirihama Beach in Japan
Stellplatz direkt am Strand
Chirihama Beach in Japan
Chirihama Beach

Wir dachten, die Regenzeit wäre nun endlich endgültig vorbei und hatten uns auf einen weiteren Strandtag am 9 Miles Beach gefreut. Leider werden wir wieder einmal vom strömenden Regen geweckt. Hinzu kommt ein starker Sturm, der es unmöglich macht, heute nochmal auf den Beachdrive zu fahren und den Strand zu genießen. Wir schaffen es ja kaum aus dem Camper heraus zum Klohäuschen, ohne klitschnass zu werden. Selbst ein Frühstück ist unmöglich am Camper zuzubereiten und auf einem der Picknicktische zu verspeisen, sodass wir in das kleine Restaurant des Michi-no-Ekis einkehren. Zuvor fährt Andi beim Zurücksetzen, um näher am Restaurant zu parken, noch eine weitere Schramme in den Bus (er hatte zuvor schon unzählige). Man sieht aber auch wirklich gar nichts. Etwas frustriert fahren wir weiter in Richtung japanische Alpen, was eigentlich unser Plan für morgen war nach einem weiteren Strandtag, der nun buchstäblich ins Wasser gefallen ist.

In zwei Stunden Fahrt durch Regen und Regenwald, durch Berge und Reisfelder, vorbei an tosenden Bergflüssen („Das könnte hier auch in Österreich sein“, kommentiert Milan), erreichen wir das Alpendorf Shirakawa, eins der UNESCO Weltkulturerbe-Dörfer mit den typischen Gassho-Häusern, reetgedeckten Häusern mit spitzen, überstehenden Dächern, die ihr vielleicht als schneebedeckte Winterlandschaften kennt. Damit der Schnee nicht darauf liegenbleibt, sondern hinunterrutscht, haben sie die besagten Dächer. Vom Parkplatz aus (hier parken schon einige Reisebusse, die Alpendörfer sind ein sehr beliebtes Ausflugsziel) gehen wir im strömenden Regen über eine Brücke über den reißenden Bergfluss hinüber ins Dorf. Es ist sehr hübsch angelegt zwischen Reisfeldern, geschmückt mit vielen bunten Blumen. Hier wohnen tatsächlich Menschen. Zugleich kann man verschiedene Gasshohäuser als Museen besichtigen. Das, was wir anschauen, hat sogar noch völlig unverhofft, einen eindrucksvollen goldenen Schrein mit dabei. In einem Souvenirladen kauft sich Mato ein Ninjaschwert (nun ist sein Urlaubsbudget definitiv vollends aufgebraucht) und wir uns eine Schneekugel für unsere Sammlung.

Shirakawa in Japan
Shirakawa in den japanischen Alpen
Shirakawa in Japan mit Gassho-Häuser
Gassho-Häuser
Shirakawa in Japan
Shirakawa

Was kann man an einem Starkregentag in den japanischen Alpen sonst noch unternehmen? Mittaggegessen haben wir vorhin schon im Michi-no-Eki Restaurant in Shirakawa. Auch einige hübsche Souvenirs haben wir dort schon erstanden. Also? Etwas, worauf wir uns schon den ganzen Urlaub freuen: Man kann sich entspannen, reinigen und mit Bergpanorama einfach mal die Seele baumeln lassen, was nach über zwei Wochen in einem unbequemen Camper umso verlockender klingt. Wir kehren in einen Onsen ein, den wir schon von unserer letzten Japanreise kennen, gleich hier in Shirakawa. Der Besuch kostet für uns alle knapp 20 Euro, soviel wie ein Freibadbesuch in Köln. Diesmal muss ich alleine gehen. Frauen und Männer sind hier streng getrennt. Vor 7 Jahren konnte ich den kleinen Mato noch mit zu den Damen nehmen, mit 10 geht das natürlich nicht mehr. So genieße ich den Besuch ganz für mich und bin auch tatsächlich die einzige Besucherin. Zuerst geht es in ein heißes Becken mit Massagedüsen, dann in die Dampfsauna und zum Schluss ins heiße Becken nach draußen, was durch den Blick in die Alpen besonders schön ist. Anschließend folgt das Beautyprogramm. In den Duschen stehen vielerlei Shampoos, Conditioner und Waschlotion bereit. Herrlich! Fotos darf ich hier natürlich nicht machen, daher nur die Beschreibung mit Worten!
Andi und die Jungs machen im Herrenspa Bekanntschaft mit einem älteren Japaner, der in den Siebzigerjahren in Mülheim an der Ruhr studiert hat und immer noch erstaunlich gut deutsch spricht.

Die Reise geht erfrischt und frisch duftend weiter auf alpiner Strecke in Richtung Takayama. Dort machen wir Rast und essen bei der Flying Sushi-Kette Hamazushi zu Abend. Hier ist zwar alles automatisiert, von der Tischzuweisung bis zur Bestellung. Von freundlichem Personal wimmelt es aber dennoch, wie überall in Japan.

Hamazushi Japan
Tablet für die Bestellung bei Hamazushi
Hamazushi Japan
Das Essen kommt auf dem Fließband

Nach dem Essen wollen wir noch ein bisschen fahren und dann einen Stellplatz auf der Strecke nach Matsumoto suchen. Leichter gesagt als getan. Die Strecke ist eine extrem düstere Landstraße ohne Rastplätze. Wir halten uns und vor allem unseren Fahrer Andi mit Musik und Drei ???-Hörspielen wach. Plötzlich ein lauter Knall. Ein Steinschlag in der Windschutzscheibe! Heute ist wirklich nicht unser Tag! Erst kurz vor Matsumoto werden wir fündig. Diesen Rastplatz kennen wir noch von vor 7 Jahren. Mato ist schon eingeschlafen. Wir rüsten den Wagen noch schnell zum Schlafen um. Das schaffen wir gerade noch, bevor der nächste Schauer losgeht. Gute Nacht, schwitzen werden wir heute jedenfalls nicht. Es hat sich auf 19 Grad abgekühlt.

Die erste Nacht, in der wir tatsächlich gefroren haben in den dünnen Frotteetüchern, die uns als Laken dienen. Auch der Morgen ist kühl und unfreundlich. Zumindest können wir im Trockenen draußen frühstücken und beschließen dann, einen Fahrttag einzulegen. Weiter durch die japanischen Alpen wollen wir vorbei am Fuji heute bis nach Izu fahren, um den nunmehr schon letzten Tag unserer Japanrundreise nochmal als Strandtag zu verbringen - in der Hoffnung, dass wir der Wetter App Glauben schenken können und das Wetter auf der Südseite der Alpen tatsächlich besser ist.

Man muss auch mal Glück haben! Nachdem wir die Alpen überquert haben und eben noch alles wolkenverhangen war, taucht er plötzlich in seiner ganzen Pracht vor uns auf: Fujisan! Wir schaffen es gerade noch zu parken und schnell die Kameras zu greifen. So ein Anblick ist selten! Der Fuji ist so schön, dass man aufpassen muss, nicht gleich 1000 Bilder zu machen. Hier am Aussichtspunkt gibt es besonders schöne Motive, zum Beispiel Fuji mit Lavendelfeld davor. Wir kombinieren die Fotosession mit einem schnellen Mittagessen. Es gibt hier einen Stand mit leckeren Takoyaki und Oyaki, einem herzhaft gefüllten Gebäck, ebenfalls sehr zu empfehlen.

Fuji in Japan
Fujisan
Fuji in Japan
Einmaliger Blick auf den Fuji
Fuji in Japan
Beliebtes Fotomotiv

Jetzt sind wir schon ganz gut vorangekommen und nehmen uns vor, es heute noch bis nach Shimoda auf der Halbinsel Izu zu schaffen, wo unsere Camperrundreise begann. Wir sehnen uns nach einem letzten Strandtag und nach schönem Wetter. Auf dem Weg müssen wir Milan noch ein Medikament gegen Blasenentzündung besorgen, die er offenbar hat. Mithilfe von Übersetzungsprogrammen klappt das erstaunlich gut und so lernen wir, dass man für solche Medikamente gar keine Apotheke aufsuchen muss, sondern sie frei im Drugstore (an den die Apotheke, bei der wir zunächst fragen, angegliedert ist) bekommt. Auf dem Weg nach Shimoda machen wir noch kurz Station am Joren Wasserfall. Über steile Holzstufen gelangen wir hinab. Bis 16:00 Uhr (wir sind natürlich wieder mal später dran) kann man hier in einer kleinen Holzhütte Angelequipment ausleihen und sich sein Mittagessen selbst angeln. Was es hier außerdem gibt: Wasabifelder. Ein sehr schöner Ort.

Joren Waterfall Izu Japan
Joren Wasserfall
Toren Wasserfall Izu Japan mit Wasabiplantage
Wasabi-Plantage

Wir fahren weiter über die legendäre Doppelloopbrücke weiter in Richtung Süden und erreichen den Supermarkt in Shimoda gerade noch rechtzeitig, um noch ein paar (um diese Uhrzeit schon reduzierte) Gerichte zum Abendessen zu ergattern. Die Roadstation am Hafen in Shimoda fühlt sich schon fast an wie Nachhausekommen. Wir essen auf einer Bank mit Tisch. Milan geht es zum Glück wieder besser. Ich drehe noch eine abendliche Runde mit ihm über das Hafengelände, da wir beide nach der langen Fahrt noch Bewegungsdrang haben. Jetzt gehen wir schlafen und freuen uns auf den morgigen Strandttag. Das Wetter spielt auf jeden Fall schon einmal mit!

Was sich alles innerhalb von 2 Wochen ändern kann! Konnten wir „damals“ noch kostenlos auf dem riesigen Strandparkplatz am Ohama Beach parken, so ist er nun abgesperrt und ein überdimensionales 2.000 ¥ Schild prangt davor. Umgerechnet etwa 14 Euro. Sofort erinnern wir uns daran, wie wir uns schon vor 7 Jahren in der Hauptsaison über diese Wucherpreise aufgeregt haben. Warum der ganze riesengroße Parkplatz heute gesperrt ist, verstehen wir nicht. Morgen ist der 15.07. und damit Saisonbeginn. Wir finden einen anderen Stellplatz in Strandnähe, der ebenfalls so viel kostet. Was man nicht alles für einen letzten Strandtag tut! Ohama Beach ist so schön wie immer. Der Vorteil des gesperrten Parkplatzes ist, dass wir ihn fast ganz für uns allein haben. Die Jungs beginnen sofort, den Fluss, der hier ins Meer mündet, umzuleiten. Danach geht es erstmal ins Wasser. Wir spielen Beachball, Fußball und lesen. Der Tag vergeht schnell.

Izu Peninsula in Japan
Zurück auf der Halbinsel Izu
Japan Beach Izu
Schöne Strände auf Izu
Chirihama Beach in Japan
Endlich wieder Sommer

Zum Abschied von Shimoda und Izu haben wir den Jungs versprochen, noch einmal einen Shimoda Burger auf unsere Lieblings Road Station zu essen. Doch Pech gehabt, der Laden hat zu! Um 16:00 Uhr sind wir zu spät fürs Mittagessen und zu früh fürs Abendessen. Bleibt uns doch wieder der Supermarkt. Danach geht es wieder auf die Straße. Wir wollen heute schon ein ganzes Stück in Richtung Narita schaffen, wo wir morgen Nachmittag unseren Camper zurückgeben werden. Milans vermeintliche Blasenentzündung hat sich auf den Rücken ausgedehnt und das bereitet uns einige Sorgen. Wir hoffen, morgen nicht noch ins Krankenhaus mit ihm zu müssen. Am späteren Abend fahren wir durch Tokio. Immer wieder ein echtes Erlebnis, auf einem Gewirr aus verschiedenen Hochbahnen durch die Häuserschluchten zu fahren. Das Ganze schaffen wir ohne uns zu verfahren und ohne Stau. Ist uns eh ein absolutes Rätsel, wie in einem Ballungsgebiet mit über 30 Millionen Menschen alles so gut funktionieren kann. Wir finden einen Michi-no-Eki etwas nördlich außerhalb von Tokio, der einigermaßen auf dem Weg nach Narita liegt. Offenbar ein Treffpunkt für alles Mögliche: Biker, amerikanische Retro-Luxusschlitten, Teenager auf Fahrrädern, und so weiter. Wir finden trotzdem ein ruhiges Eckchen, bis sich ein Japaner mit laufendem Motor neben uns stellt und Filme guckt. Na dann gute Nacht aus der Hitze mit geschlossenen Fenstern und Türen!

Unser letzter Tag beginnt entspannt auf dem vollen Michi-no-Eki, der nicht nur Bikertreff ist, sondern auch Ausgangspunkt für Fahrradtouren und Parkplatz für Familien, deren Kinder jenseits des Kanals ein Fußball- oder Baseball-Spiel haben. Dabei schauen wir kurz zu. Lustig, dass solche samstäglichen Spiele überall auf der Welt gleich ablaufen. Nur, dass die Kinder hier einen professionell wirkenden Schieds- und Linienrichter haben und ihre Vornamen auf den Trikots (obwohl sie nicht der Nationalliga-Nachwuchs zu sein scheinen). Mato würde am liebsten mitspielen. So vertrödeln wir die Zeit, denn davon haben wir heute genug. Wir müssen den Wagen erst nachmittags abgeben und sind schon ganz in der Nähe. Den Puffer für einen Arzt- oder Krankenhausbesuch mit Milan benötigen wir glücklicherweise nicht.

Dann brechen wir auf und fahren über Landstraßen durch ganz hübsche Vororte nach Narita. Dort kehren wir noch ein letztes Mal in einen Supermarkt ein, um uns für den Abend einzudecken und die letzten Mitbringsel zu besorgen. Die Jungs haben sich als Abschiedsessen noch einen Besuch bei Hamazushi gewünscht, den es hier auch gibt. Sehr lecker und unschlagbar günstig. Und wieder sind wir beeindruckt davon, wie Japan mühelos Automation mit menschlichem Service kombiniert.

Noch schnell getankt, fahren wir zu Japan Campers und räumen den Camper aus und machen ihn sauber. Hier beziehen wir die hübsche Ferienwohnung, die Japan Campers ihren Kunden großzügigerweise ihren Kunden nach der Wagenabgabe zur Verfügung stellt. Es gibt auf dem Gelände auch Hängematten zum Relaxen. Allerdings bevorzugen wir bei der heutigen Hitze nach dem Auspacken doch eher die Klimaanlage.

Die Nacht auf den Futons im Gästehaus ist sehr angenehm, auch wenn wir die frische Brise am Morgen durch die offenen Camperfenster ein wenig vermissen, den Abgasgestank, das Vibrieren des Camper-Kühlschranks und das Brummen des Ventilators hingegen nicht.

Am nächsten Morgen können wir ausschlafen und dann in Ruhe unsere Sachen packen, bis Michal von Japan Campers freundlicherweise zum Flughafen Narita bringt. Wehmütig geben wir unsere letzten Yen aus und hoffen, bald wiederzukommen. Ob wir dann allerdings noch einmal zu viert in einen Camper passen werden, ist fraglich. Japan vermissen wir aber jetzt schon.

Mehr über unsere Japan-Reise

Wollt ihr mehr über unsere Japan-Reise erfahren? Dann hört in unsere Podcast-Episoden auf Spotify "Japan 2023: Roadtrip im Campervan - Teil 1" oder "Japan 2023: Roadtrip im Campervan - Teil 2" vorbei.
Oder schaut unsere Videos auf YouTube "Roadtrip durch Japan - Unterwegs im Campervan" an

Weitere Blog-Artikel zu unserem Roadtrip 2023:
1. Japan-Rundreise im Camper 2.0 - Angekommen und Eintauchen in Tokio
2. Strandurlaub auf der Halbinsel Izu
3. Kyoto, Osaka, Miyajima, Hiroshima
4. Am Japanischen Meer, durch die Alpen zurück nach Izu

Kommentare

Einen Kommentar schreiben

Bitte addieren Sie 4 und 7.

Wir freuen uns über Deinen Kommentar zu unserem Blog oder diesem Artikel.
Mit der Nutzung dieses Formulars erklärst Du Dich mit der Speicherung und Verarbeitung Deiner Daten durch diese Website einverstanden. Mehr Infos findest Du in der Datenschutzerklärung.